Besuch der Synagoge

Im Juni besuchten die zweiten Klassen die Synagoge in der Bethlehem Straße – mehr oder weniger in der Nachbarschaft.

Die Schülerinnen und Schüler lernten bereits im Religionsunterricht verschiedene Facetten des Judentums kennen. So bildete der Synagogenbesuch den Abschluss und ermöglichte noch offene Fragen zu klären und mit einer Jüdin ins Gespräch zu kommen.

Im Garten der Synagoge wurden wir sehr freundlich von einer Vertreterin der Israelitischen Kultusgemeinde empfangen. Sie führte uns in den Hauptraum und berichtete über die neu gebaute Synagoge. Diese ist sehr viel kleiner und weniger prunkvoll als das ursprüngliche Gebäude. Aber allein durch die Wandmalereien lässt sich viel über die Geschichte des Judentums erfahren.

Sehr ehrlich erzählte unsere Gastgeberin wie es ist, als Jüdin in Linz zu leben. Sie berichtete über Schwierigkeiten genauso, wie auch über eine ganz unkomplizierte Handhabung bzgl. koscheren Essen. Alle unsere Fragen beantwortete sie mit viel Geduld.

Ein wichtiger Teil unseres Besuchs war die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Linz. Unsere Gastgeberin berichtete über die schweren Zeiten während des Nationalsozialismus, die Zerstörung der ursprünglichen Synagoge in der Reichspogromnacht 1938 und den mühsamen Wiederaufbau der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Unterricht lasen wir das Buch „Marie – ein jüdisches Mädchen aus Linz“. Autorin Verena Wagner (selbst Lehrerin am Körnergymnasium) erzählt in sehr einfacher kindgerechter Sprache das Leben von Marie Spitz. Sie war im Jahr 1938 noch ein Volksschulkind. Sie und ihre Familie entkommen knapp den Flammen beim Synagogenbrand – in der sie zuerst Zuflucht fanden. Das Buch erzählt über die Vertreibung, Maries Flucht nach England und später nach Amerika – wo sie mit ihrer Familie wieder zusammentraf. 

Bei unserem Besuch erzählte unsere Gastgeberin ebenfalls von Marie Spitz, die 2018 selbst noch einmal in Linz und in der Synagoge zu Gast war. Diese historischen Einblicke waren für uns sehr bewegend und brachten uns die Bedeutung von Toleranz und interreligiösem Dialog näher.

Der Besuch der Synagoge war ein bereicherndes Erlebnis, das die Schüler und Schülerinnen nicht nur bildete, sondern auch in ihrer sozialen und interkulturellen Kompetenz stärkte. Wir sind dankbar für die Gastfreundschaft und die offenen Gespräche, die uns einen tiefen Einblick in das jüdische Leben und die Geschichte in unserer Stadt ermöglicht haben.